Sicherlich hat jeder schon einmal davon gehört: Die Patientenverfügung. Doch was ist das eigentlich genau? Und braucht sie jeder oder ist das ein Dokument um das ich mir erst Gedanken machen muss, wenn ich „alt“ bin? Hier ein paar Fakten.
Eine Patientenverfügung ist ein schriftliches Dokument, in dem eine Person im Voraus festlegt, welche medizinischen Behandlungen sie im Falle von schwerer Krankheit, Unfall oder anderer Situationen wünscht oder ablehnt. Es handelt sich um eine vorausschauende Maßnahme, um sicherzustellen, dass die persönlichen Wünsche des Patienten hinsichtlich medizinischer Entscheidungen berücksichtigt werden, wenn er selbst nicht in der Lage ist, diese mitzuteilen.
Die Patientenverfügung kann folgende Aspekte abdecken:
Lebenserhaltende Maßnahmen: Der Patient kann festlegen, ob und in welchem Umfang lebenserhaltende Maßnahmen durchgeführt werden. Dazu zählen zum Beispiel künstliche Beatmung, Reanimation, künstliche Ernährung oder Dialyse durchgeführt werden sollen.
Schmerztherapie und Palliativmedizin: Die Präferenzen des Patienten in Bezug auf Schmerzbehandlung und palliative Pflege können festgehalten werden.
Organspende: Die Bereitschaft zur Organspende kann in der Patientenverfügung angegeben werden.
Bestimmung eines Patientenvertreters oder Bevollmächtigten: Der Patient kann eine Vertrauensperson benennen, die in seinem Namen medizinische Entscheidungen treffen kann, wenn er selbst nicht in der Lage ist.
Religiöse oder ethische Überzeugungen: Persönliche Überzeugungen und Werte, die bei medizinischen Entscheidungen berücksichtigt werden sollen.
Die Patientenverfügung wird wichtig, wenn eine Person aufgrund von Bewusstlosigkeit, schwerer Krankheit oder anderen Umständen nicht in der Lage ist, ihre medizinischen Präferenzen zu äußern. Dieses Dokument bietet den behandelnden Ärzten, Angehörigen und Bevollmächtigten klare Richtlinien für die medizinische Versorgung im Einklang mit den Wünschen des Patienten.
Es ist wichtig, dass die Patientenverfügung sorgfältig erstellt wird, gut durchdacht ist und den geltenden Gesetzen entspricht. Empfehlenswert ist es mit einem Anwalt oder einem medizinischen Fachmann zusammenzuarbeiten. So können Sie sicherzustellen, dass die Patientenverfügung rechtlich gültig und umfassend ist. Es ist auch ratsam diese regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf zu aktualisieren. Insbesondere dann wenn sich die persönlichen Umstände oder Präferenzen ändern.
Wer kann ein solches Dokument erstellen?
Grundsätzlich kann jeder Erwachsene, der in der Lage ist, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, eine Patientenverfügung erstellen. Es ist jedoch besonders ratsam für:
Erwachsene jeden Alters:
Auch wenn schwere Krankheiten oder Unfälle oft mit dem Alter in Verbindung gebracht werden, können Gesundheitsprobleme jeden treffen. Daher ist es sinnvoll, eine Patientenverfügung zu erstellen, unabhängig vom Alter.
Personen mit bestimmten medizinischen Zuständen:
Menschen, die an chronischen Krankheiten leiden oder bestimmte medizinische Zustände haben, können von einer Patientenverfügung besonders profitieren. Hierzu gehören auch Menschen mit fortschreitenden Krankheiten wie Krebs.
Personen mit klaren medizinischen Präferenzen:
Wenn Sie klare Vorstellungen darüber haben, welche Art von medizinischer Behandlung Sie in bestimmten Situationen wünschen oder ablehnen, ist es wichtig, diese Präferenzen in einer Patientenverfügung festzuhalten.
Personen mit Verantwortung für andere:
Eltern, die für minderjährige Kinder verantwortlich sind, können in ihrer Patientenverfügung auch Regelungen für die Versorgung ihrer Kinder im Falle einer ernsten Erkrankung festhalten.
Personen ohne nahe Angehörige oder mit unterschiedlichen medizinischen Ansichten:
Wenn Sie keine nahen Angehörigen haben oder wenn Ihre Angehörigen unterschiedliche Ansichten zur medizinischen Versorgung haben, kann eine Patientenverfügung sicherstellen, dass Ihre eigenen Wünsche respektiert werden.
Menschen, die klare Anweisungen für medizinische Entscheidungen wünschen:
Wenn Sie sicherstellen möchten, dass Ihre medizinischen Präferenzen klar und bindend sind, insbesondere wenn Sie nicht in der Lage sind, selbst Entscheidungen zu treffen, ist eine Patientenverfügung wichtig.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Erstellung einer Patientenverfügung eine persönliche Entscheidung ist und davon abhängt, welche medizinischen Behandlungen und Pflegeoptionen für Sie akzeptabel sind. Es wird empfohlen, rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen, um sicherzustellen, dass die Patientenverfügung rechtsgültig ist und alle relevanten Aspekte abdeckt.
Wie bekomme ich eine Patientenverfügung?
Selbst erstellen:
Sie können eine Patientenverfügung selbst schreiben. Allerdings ist es wichtig sicherzustellen, dass sie rechtsgültig ist und Ihre Wünsche klar und eindeutig formuliert sind. Es wird empfohlen, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
Rechtsberatung:
Ein Anwalt, insbesondere einer mit Erfahrung im Gesundheitsrecht oder Vorsorgevollmachten, kann Ihnen helfen, eine rechtsgültige Patientenverfügung zu erstellen.
Vordrucke und Vorlagen:
Es gibt vorgefertigte Formulare und Vorlagen für Patientenverfügungen, die Sie verwenden können. Diese können oft von Anwaltskanzleien, Krankenhäusern oder Gesundheitsorganisationen bereitgestellt werden.
Wie bewahre ich eine Patientenverfügung auf?
Sicherer Ort: Bewahren Sie die Patientenverfügung an einem sicheren, aber leicht zugänglichen Ort auf. Dies kann eine Mappe in Ihrem Zuhause oder ein sicherer Platz in einem digitalen Speicherort sein.
Informieren Sie Vertrauenspersonen: Teilen Sie die Existenz Ihrer Patientenverfügung mit Ihren Vertrauenspersonen, wie Familienmitgliedern, engen Freunden oder Ihrem Arzt. Sie sollten wissen, wo sie das Dokument im Notfall finden können.
Digitale Kopien: Erwägen Sie, digitale Kopien der Patientenverfügung zu erstellen und sicher zu speichern. Dies könnte auf einem verschlüsselten USB-Stick, in einem sicheren Cloud-Speicher oder bei einem Anwalt in digitaler Form sein.
Notfallausweis oder -armband: Es kann hilfreich sein, auf einen Notfallausweis oder ein -armband hinzuweisen, dass Sie eine Patientenverfügung haben und wo diese zu finden ist. Dies könnte wichtig sein, wenn Sie in eine Notaufnahme eingeliefert werden.
Regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung: Überprüfen Sie Ihre Patientenverfügung regelmäßig und aktualisieren Sie sie, wenn sich Ihre Wünsche oder persönlichen Umstände ändern.
Denken Sie daran, dass die Patientenverfügung nur dann wirksam ist, wenn sie im Notfall auch gefunden wird. Eine klare Kommunikation mit Ihren Vertrauenspersonen und die Information von relevanten Personen, wie Ihrem Arzt, sind entscheidend. Wenn Sie sich unsicher sind oder Hilfe bei der Erstellung Ihrer Patientenverfügung benötigen, ist es ratsam, professionelle rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen.
Patientenverfügung Download / Vordrucke
Weitere Informationen und Downloads zur Patientenverfügung finden Sie auf dem Bundesministerium der Justiz.